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Die Rückwand des roh gemauerten Ge-
bäudes war fensterlos; die Öffnung einer
schmalen Hintertür in den schmutzigen Hof
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war dunkel. Vom Dachüberstand über der
Tür baumelte eine schwach leuchtende Glüh-
birne. Ein Uniformierter saß mit einem
Gewehr über den Knien auf der Türschwelle;
ein anderer stand ein paar Schritte entfernt
mit dem Rücken zum Licht und pisste in den
Hof. Wahrscheinlich war er betrunken; er
schien nicht überrascht, als Ross aus der
Dunkelheit kam und an ihm vorbei dem
Mann auf der Türschwelle in die Brust
schoss. Er pisste immer noch, als ihn der
zweite Schuss in die Stirn traf und seinen
Hinterkopf aufsprengte. Für einen Sekun-
denbruchteil hatte er im Gegenlicht einen
Heiligenschein aus zerstäubtem Blut und
Hirngewebe, dann fiel er auf den Rücken.
Ross war mit wenigen Schritten an dem
Toten vorbei und an der Tür. Auch dem er-
sten Mann, der dort regungslos mit dem
Gesicht im Schmutz lag, schoss er in den
Kopf, bevor er über ihn hinwegstieg. Auf der
Schwelle reckte er sich, zerschlug mit der
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Pistole die Glühbirne, trat ins Haus und ver-
riegelte die rohe Holztür hinter sich. Der
Blick ins Licht, bevor er die Birne zerstört
hatte, hatte ihn für kurze Zeit fast blind
gemacht. Er stand in einem kurzen, sch-
malen Korridor, so viel erkannte er im Halb-
dunkel. Mit zusammengepressten Lidern
zählte Ross im Stillen langsam bis zehn und
analysierte dabei die Geräusche, die der Gen-
erator nicht übertönte, bereit, jeden Moment
um sich zu schießen. Wenige Meter entfernt,
hinter der Wand, stritten mehrere Männer
und schlugen krachend auf die Möbel. Er
sortierte die Stimmen. Es waren mindestens
drei, vielleicht vier, wenn nicht einer oder
mehrere von ihnen schwiegen. Waren auch
die Gefangenen auf der anderen Seite der
Tür? Gab es noch andere Gäste, die nicht zu
hören waren, einen Barmann, Frauen? Vier
Patronen hatte er verbraucht, neun waren
noch in der Pistole.
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Endlich konnte er wieder einwandfrei sehen.
Schwaches Licht drang zwischen den Balken
und dem Wellblech des Daches aus den an-
grenzenden Räumen. Vor ihm lag die Tür
zum Gastraum.
Dann los.
Ross öffnete ohne Hast die Tür, machte zwei
Schritte und stand hinter dem Tresen. Mit-
ten in dem schäbigen, spärlich möblierten
Raum saßen vier Uniformierte um einen
kleinen Tisch unter einer Neonröhre und
spielten Karten. Sie redeten laut durchein-
ander und beachteten ihn nicht. Um die Tis-
ch- und Stuhlbeine herum standen Bier-
flaschen. Die Gewehre der Kartenspieler
lehnten neben ihren Ellenbogen an der Tis-
chkante. In der entferntesten Ecke des
Raumes saßen zwei Männer mit dem Rücken
zur Wand am Boden: die Gefangenen. Sonst
war niemand in der Bar. Gut. Gegenüber
dem Tresen führte eine große, offen
stehende Tür auf die dunkle Straße. Zwei
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Fenster hin zur Straße waren mit Holzläden
verschlossen.
Die leichtesten Ziele zuerst. Ross stützte die
Pistolenhand auf den Tresen, um das
Gewicht des Schalldämpfers zu balancieren.
Er schoss dem Soldaten, der mit dem Gesicht
zu ihm saß, hoch in die Brust, dessen Ge-
genüber zwischen die Schulterblätter und
dem Dritten, rechts am Tisch, in den Kopf.
Das Stimmengewirr wurde mit jedem Schuss
weniger. Mit den fallenden Männern kippten
Stühle, Gewehre und Bierflaschen. Für den
dritten Schuss musste Ross eine halbe
Sekunde zielen. Der vierte Soldat hatte die
Reaktion einer Katze. Aber statt sich hin-
zuwerfen sprang er auf und bot ein leichtes
Ziel; Ross feuerte so lange, bis er am Boden
lag. Dann ging er hinter dem Tresen in die
Knie und tauschte das Magazin der Pistole
aus.
Einen Moment später stand er wieder, die
Waffe in der ausgestreckten Faust, aber
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nichts hatte sich verändert. Die beiden Ge-
fangenen verfolgten die Aktion aus ihrer
Ecke heraus scheinbar gelassen. Ross ging
schnell um den Tresen herum und schoss auf
dem Weg zur Tür seinen ersten beiden Op-
fern in die Köpfe. Der dritte Mann brauchte
keine zweite Kugel. Der vierte Mann lebte
noch. Er lag flach atmend auf dem Rücken in
einer Lache aus Blut und Bier und folgte
Ross mit den Augen auf dessen Weg, bis er
selbst an der Reihe war. Dann senkte er die
Lider, aber nicht schnell genug.
Draußen war es ruhig und niemand war zu
erkennen, als Ross vorsichtig aus der Tür
sah. Dicht an der Hauswand war ein Land-
cruiser geparkt. Bei einem der Toten fanden
sich die Schlüssel für das Auto und die eine
Handschelle, mit der die Gefangenen an
Handgelenk und Fußknöchel aneinander ge-
fesselt waren. Sie fuhren unbehelligt aus
dem Dorf und einen Kilometer weiter bis
zum Fluss, versenkten den Wagen und
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marschierten durch Maisfelder und Banan-
enpflanzungen eine Stunde lang flus-
saufwärts zu einer Landzunge. Bis Mitter-
nacht lagerten sie still im taunassen Gras.
Dann wurden sie von zwei schweigsamen
Männern mit Restlichtaufhellern vor den
Gesichtern in einem schwarzen Schlauch-
boot abgeholt, zur Flussmündung und dann
aufs Meer hinausgebracht. Vor Tagesan-
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