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verlor. Don Totò hatte für diesen Sohn eigentlich eine
Heirat mit der Enkeltochter Blandino Torrevecchias
vorgesehen, die zwar ein bißchen hinkte, aber immerhin
vier Bergwerke erben würde. Gaetano hatte aus der
Schweiz nicht nur ein Weib mitgebracht, von dem man
nicht wußte, ob sie Fisch oder Fleisch war zugegeben,
sie war gut und hatte auch das brave Gesicht einer
waschechten Ehefrau, doch sie war nun mal durch und
durch Schweizerin , sondern auch diese Art religiöser
Manie, über die nur Padre Cannata, der andere
Dorfpfarrer, sich freuen konnte, denn Padre Imbornone
scherte sich einen feuchten Kehricht um solche Sachen.
Dank seiner Charakterschwäche registrierte Gaetano stets
mit der Präzision eines Uhrwerks jedes noch so
geringfügige Ärgernis, jede Bugwelle in der väterlichen
Firma. Sobald er kapierte, daß in diesem Moment etwas
schieflief, verließ er eiligst seinen Schreibtisch, wo Don
Totò ihn für die Berechnungen plaziert hatte zumindest
darin taugte er etwas , und stürzte, den Kopf zwischen
den Schultern, davon, um sich in sein Zimmer im Palazzo
Barbabianca einzuschließen. Dank dieses mehr oder
weniger häufigen Ausbüchsens war Donna Matilde, Frau
von Don Totò und Mutter von Nenè und Gaetano, nach
und nach in der Lage, den recht abenteuerlichen
Geschäftsgang der Firma ihres Ehemanns zu verfolgen. Ihr
persönlich wurde nichts erzählt, da die Frauen, wie
allgemein bekannt, nur fürs Bett und die Küche taugen.
Deshalb stand Donna Matilde jetzt, um mehr zu
erfahren, vor der Tür von Gaetanos Zimmer, der sich dort
eingeschlossen hatte.
»Willst du mir wohl aufmachen?«
»Nein.«
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»Mach auf, Stefanuzzo, mein Sohn.«
»Nein, zuerst muß ich noch fünfzehnmal den
Rosenkranz beten.«
»Aber was ist nur geschehen?«
»Nichts. Doch ich habe jetzt keine Zeit zu verlieren.«
Gaetanuzzo betete weiter: In der Rechten hielt er die
Perlen des Rosenkranzes fest umschlossen, seine Lippen
waren langgezogen, und die Lichtlein unter sämtlichen
Heiligenbildern brannten. Er zitterte unaufhörlich.
»Ihr müßt uns schützen, vollbringt ein Wunder, ein
einziges Wunder nur, laßt uns dem Verderben entgehen.«
Hochverehrter und hochlöblicher Herr Abgeordneter
Staatsanwalt des Königreichs!
Mein naturgegebener Stolz und der Grundstock alter
Traditionen hielten mich eigentlich dazu an, persönlich
bei Ihnen vorstellig zu werden und in pflichtgetreuer
Ehrlichkeit Ihnen das mitzuteilen, was ich statt dessen
gezwungen bin einem Stück Papier anzuvertrauen, das
obendrein nicht mal eine Unterschrift trägt. Nicht aus
Furcht, mich und meine Familie der Gefahr schwerster
Blutverbrechen auszusetzen, unterzeichne ich hier nicht
denn Barbabianca, über den ich im folgenden sprechen
werde, ist eine schlechte und zu jeder Schandtat fähige
Person , sondern aus gebotener Vorsicht und Zurückhal-
tung. Wenn ich es wage, Euer Hochwürden zu belästigen,
statt mich an eine andere Euer Ehren untergeordnete
Amtsperson zu wenden, liegt der Grund darin, daß es
meinen Mitbürgern im allgemeinen widerstrebt, die
verantwortlichen Funktionäre über Angelegenheiten und
Umstände aufzuklären, die hingegen in jedem anderen
Teil des Königsreichs auf großzügige Unterstützung in
Form von Zeugenaussagen und Erklärungen stoßen
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würden. Sind Sie nicht auch der Ansicht, daß, wenn die
Amtsgewalt den Bürgern größeres Vertrauen einflößte,
viele von denen, die heute aus Furcht vor der Gewalt der
Bösen und aufgrund des Wissens um die Nachgiebigkeit
und sogar der Mitwisserschaft von Seiten gewisser
Amtspersonen ihren Beistand verweigern, dem Gesetz
Folge leisten würden, träfen sie auf fähigere und energi-
schere oder zumindest umsichtigere Funktionäre? Waren
nicht des öfteren bei den Funktionären oder einzelnen von
ihnen gewohnheitsmäßige Nachlässigkeit, Arbeitsscheu,
übertriebene Faulheit und lasche Haltung bei der
Ausübung ihrer Pflichten, fehlende Strebsamkeit und
mangelnder Eifer zu beobachten? Wie oft schon geschah
es, daß von Seiten der Bürgerschaft gewohnheitsmäßige
Beziehungen zwischen Funktionären und Individuen
kommentiert wurden, die in der Öffentlichkeit kompromit-
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